Leben Pur – Beziehung, Liebe und Sex in der heutigen Gesellschaft

Oktober 26, 2009

2.2 Ätsch ich bin Single und muss damit leben – der Umgang mit der schnellen Sexualität

Filed under: Liebe & Sexualität — hackreb @ 11:52 pm

Ich bin Single. Genau wie – darf man den Statistiken glauben – einige Millionen andere Deutsche auch. Bin ich gerne Single? Eigentlich lautet die Antwort „nein“. Bin ich unglücklich? Eigentlich auch nicht…warum ist das so?

Diese Frage könnte uns wahrscheinlich am besten der gute Herr aus der Knoff-Hoff Show beantworten (Joachim Bublath), dieser hat mittlerweile aber eine eigene Sendung und muss nicht mehr mit der lockigen 80´er Jahre Dame und der „KNOFF HOFF“- Band im Hintergrund moderieren. Daher scheidet er an dieser Stelle aus und ich werde versuchen ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue sehe ich fast nur Pärchen. Die sind alle cool drauf und ganz sicher keine Langeweiler, aber sie sind eben alle Pärchen. Sie treten in der Regel immer zusammen auf und gehen meist auch wieder zusammen. Irgendwie hat das was von Rudelverhalten an sich. Selbst wenn wir alle gemeinsam die deutsche Fußballnationalmannschaft im Fernsehen bei Bier und Chips anfeuern, findet sich dieses Phänomen wieder – das einzige was sich ändert sind die Geschlechterverteilungen. Während wir Jungs voller Testosteron und Beck´s auf dem Sofa sitzen, plappern die holden Damen draußen auf der Terrasse über Gott und die Welt. Ich find das irgendwie interessant – und auch unterhaltsam.

Ich habe also das Glück zu den Menschen zu gehören, die auch mit den Partnern ihrer Freunde Spaß haben können, da sie alle unkomplizierte Menschen sind. Mit Schrecken erinnere ich mich da an den einen oder anderen „Freund“, der plötzlich zum Knecht seiner Beziehung wurde und plötzlich kaum mehr wiederzuerkennen war – dieses Schicksal ist mir glücklicherweise bei meinen wahren Freunden erspart geblieben. Danke dafür an dieser Stelle! Ihr werdet zu einem späteren Zeitpunkt noch detailliert erörtert.

Kommen wir aber zum eigentlichen Thema – ich bin Single – was genau bedeutet das für mich und wie sieht mein Alltag aus?

Die Dame an der Lidl Kasse hat mir heute schon ein wenig einen bemitleidenden Blick zugeworfen als ich meine Einkäufe auf das Band gelegt habe. Offenbar ist der hohe Pasta Konsum, die Flasche Dornfelder Rotwein und die Tiefkühlpizza ein Indiz für einen Single. Nu denn,  ich esse das eben gerne und dennoch hat sie irgendwie Recht. In früheren Beziehungen kam es eigentlich nie vor, dass ich meinen Einkaufswagen mit solch Essen gefüllt habe – da hat man gemeinsam gemütlich eingekauft, noch gemütlicher zusammen gekocht und die Vollendung der Gemütlichkeit beim gemeinsamen Essen mit Kerzen erlebt. Ich gebe zu… das fehlt mir schon manchmal.

Genauso fehlen mir eine Menge andere Dinge, die man mit einem Partner so mitbekommt. Da ist das gemeinsame Frühstücken am Sonntagmorgen, der Spaziergang durch den Park oder eben auch die Tatsache, dass man nicht die Daumen drücken muss um irgendwann mal wieder Sex zu haben.

Auf der anderen Seite habe ich einen großen Vorteil, den meine Freunde vielleicht weniger besitzen und wofür manch Revoluzzer sein Leben gelassen hat: Freiheit!

Wikipedia definiert Freiheit folgendermaßen: „Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Alternativen auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie eines handelnden Subjekts.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit)

Das trifft es verdammt auf den Punkt. Auch wenn meine Autonomie lediglich darin besteht, dass es eben keinen abendlichen Streit um das TV-Programm gibt und kein Gemecker entsteht wenn das Geschirr von gestern eben doch noch in der Küche steht. Nicht zu vergessen, dass das Bad definitiv nicht 3 mal pro Woche geputzt werden muss, ihr lieben Damen da draußen.

Das Problem an der Freiheit liegt in der mangelnden Empfindung eben der solchen. Wer sie hat, vermisst sie nicht. Wer sie nicht hat, empfindet sie als das höchste Gut auf Erden. Immanuel Kant sagte einst „Niemand kann mich zwingen, auf seine Art glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit Anderer, einem gleichem Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, nicht Abbruch tut.“

Konkret und auf „Twitter“-Niveau gekürzt bedeutet dies, „Mach was du willst, aber lass den anderen auch ihre Freiheit“.

Was bedeutet das im Zusammenhang mit dem Beziehungsleben zwischen zwei Menschen? Ganz einfach: Nimm Dir Deine Freiheit und lass Dir von niemanden diktieren wie Du zu leben hast. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass man seinem Partner seine Freiheiten lassen soll.

Das ist für uns nicht Neues, nachdem jeder von uns weiß, dass eine Beziehung nur dann wirklich funktioniert, wenn man seinem Partner die entsprechenden Freiheiten lässt und zu Kompromissen bereit ist. Das ist Freiheit.

Doch zurück zum Thema Single-Dasein und Sex… was mich interessieren würde ist die Frage ob Singles tatsächlich weniger Sex haben als Menschen in einer festen Partnerschaft?

Eines ist sicher – sie haben weniger Sex mit dem gleichen Partner – was ja auch nachvollziehbar ist. Schließlich bekommt jeder Single, abhängig von Aussehen, Auftreten und persönlichem Anspruch die Möglichkeit sein Sexualleben mit beliebig vielen Partnern nach seinen Wünschen zu gestalten. Der große Vorteil beim häufigen Wechsel der Sexualpartner ist definitiv, dass es nie langweilig wird. Der Nachteil liegt im Frust noch immer nicht wirklich glücklich zu sein und – wenn man dumm ist – häufigen Arztbesuchen.

Jedenfalls ist es in der Regel während des Single-Daseins wohl so, dass die Verkehrsdichte eher gering ausfällt… schließlich ist es ja nun auch nicht so sehr einfach jemanden zu finden, mit dem man intim wird – wobei dies natürlich auch wieder abhängig von den persönlichen Ansprüchen ist.

Wer hat denn nun mehr Sex? Legt man die Erfahrungen der beziehungsgebundenen Paare in unserer Gesellschaft zugrunde, kommt man zu dem Ergebnis, dass abhängig vom Zeitraum ihrer Beziehung in Relation mit der Bereitschaft neues zuzulassen und dem fragwürdigen Wunsch die Pille abzusetzen (beginnt in der Regel etwa mit 26 Jahren), etwa auf 2 Mal pro Woche kommen. Das schafft so mancher Single wahrscheinlich auch – zumindest solange er so aussieht wie Til Schweiger (Danke für „KeinOhrHasen“ an dieser Stelle – es gibt keinen besseren Film für ein erstes Videoabend-Date). Damit wäre diese Frage also beantwortet. Doch wer hat den besseren Sex?  Hier steht für mich die Antwort fest…

Ich spreche unglaublich gerne mit vielen Menschen über diese Thematik und es immer wieder interessant welche Parallelen sich völlig unabhängig von Geschlecht, Alter oder Religion wiederfinden. In diesen Gesprächen habe ich erfahren, dass die meisten Menschen den Sex mit einer Affäre bis heute als den tollsten Sex bezeichnen. Ist ja auch nicht ganz unlogisch – schließlich kann man behaupten. dass Sex mit einem Menschen, bei dem man seine eigenen Interessen in den Vordergrund stellt für den Moment sehr viel intensiver ist, als wenn man Rücksicht auf seinen Partner nehmen muss. Bei einem One-Night-Stand ist es einem doch vorsichtig gesagt völlig egal was sein Gegenüber denkt – es geht darum, dass man selbst Spaß hat und da zügelt man sich auch nicht. Es gibt hier keine Grenzen, kein Schamgefühl, keine Peinlichkeiten.

In einer Beziehung dagegen weiß man sehr genau wer sein Gegenüber ist und man überlegt sich unterbewusst jede Handlung zweimal bevor man sie ausführt. Schließlich will man auch nach dem Akt noch einander in die Augen schauen können und auch außerhalb des Betts miteinander Zeit verbringen. Dies führt ganz automatisch – zu Beginn zumindest – dazu, dass man vielleicht nicht gleich Vollgas gibt und seine intimsten Vorlieben auslebt. Wenn man eine gesunde Beziehung führt und offen miteinander über Sex spricht – ist es dann durchaus möglich auf Basis von Erfahrung und Vertrauen einen noch sehr viel besseren Sex zu entwickeln. Damit wären wir auch schon bei einem der wichtigsten Punkte innerhalb jeder Beziehung: Dem offenen Umgang mit dem Thema Sex innerhalb der Partnerschaft. Nur wer miteinander redet kann die Vorliegen und Abneigungen von Beiden erörtern – in der Schnittmenge trifft man sich dann für gewöhnlich.

Aber wie ist es denn jetzt mit dem Single Leben? Gut oder Schlecht? Richtig oder Falsch? Ein guter Freund sagte stets: „Biste ausm Schloss, willste ins Schloss. Biste im Schloss, willste ausm Schloss“. Beides hat also seine Vorteile. so wie eigentlich immer im Leben. Doch beginnt man irgendwann sich klar zu machen was der Partner einem so alles gibt, lernt man auch seine Qualitäten zu schätzen und daher glaube ich, dass jeder von uns im Innersten nach dem richtigen Partner sucht und insgeheim dann doch glücklicher ist, wenn er diesen gefunden hat.

Doch genau hier liegt die große Gefahr – ich denke nämlich, dass viele Menschen einen großen Fehler machen und ich erlebe das regelmäßig in meinem recht großen Bekanntenkreis. Angetrieben aus Torschusspanik, der mangelnden Fähigkeit allein zu sein oder einfach der Gewohnheit und der damit verbundenen Angst nichts besser zu finden, stürzt sich so manch eine(r) in sein/ihr Verderben. Ich habe so viele Beziehungen erlebt, bei denen mein(e) Bekannte(r) nicht mal glücklich war. Es war einfach nur „okay“… es „passt eben so“. Ist es das, wonach wir in einer Beziehung streben sollten?

Ich bin heute 29 Jahre alt, ich möchte nichts mehr ausprobieren. Ich möchte mir sicher sein mit dem nächsten Menschen mit dem ich eine Beziehung eingehe. Natürlich nicht sicher, dass es klappen wird (das geht nun mal nicht), aber sicher dass ich mir vorstellen könnte, dass diese Person „DIE“ Richtige sein könnte. Leider kann ich dieses Ziel bei eben diesen Bekannten nicht finden.

Dieser hohe Anspruch mag als Träumerei abgetan werden… vielleicht ist es das sogar. Ich würde es aber eher als „Glauben“ und weniger als „Träumen“ bezeichnen. So wie manch einer an Gott glaubt, glaube ich eben daran, dass man sich relativ sicher sein sollte, bevor man etwas neues eingeht. Ich möchte meinem Partner alles geben was ich kann (ich nehme auch, keine Sorge) und dafür muss ich mir der Sache sicher sein. Dieser hohe Anspruch hat dann eben den Nebeneffekt, dass man recht lange Single bleibt. Ob das schlecht ist… ich weiss nicht. Ich finde eigentlich nicht.

Ich wünschte die Leute würden manchmal darüber nachdenken – ich glaube es würde unsere Scheidungsraten in Deutschland stark verringern und so manche beziehungsgestörte Person hätte dieses Problem nicht. Wer hat den eigentlich die Behauptung aufgestellt mit 30 verheiratet sein zu müssen? Gerade in Zeiten in denen Frauen endlich studieren und sich auch auf den Karriereweg begeben, ist es doch Quatsch nach abgeschlossenem Studium zwei Kinder zu gebären, jahrelang aus dem Berufsleben ausgeschieden zu sein und dann mit Mitte 30 wieder eine Eingliederung zu versuchen.

Ich appelliere also darauf, den Mut zu besitzen sich aus unglücklichen Beziehungen loszulösen und gleichzeitig nicht das nächstbeste einzugehen. Es ist schade um jeden Einzelnen von Euch.

2 Kommentare »

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