Leben Pur – Beziehung, Liebe und Sex in der heutigen Gesellschaft

März 19, 2010

2.12 Coming home – sich auf das Wesentliche besinnen

Filed under: Liebe & Sexualität — hackreb @ 8:59 am
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„Lebe jeden Tag als wäre es der Letzte“ – schön in der Theorie, aber doch wohl nur als idealistisch zu betrachten. Das praxisnahe Leben schmeisst uns dann doch eher in die langweilige und nicht füchterlich spannende Realität zurück – genannt Alltag. Darüber habe ich auch schon einleitend in Kapitel 1 geschrieben und ich möchte den dortigen Grundgedanken nun im Bezug auf Liebe und Sex erweitern. Diese Betrachtung berücksichtigt das „Jagdspiel“, die Treue und das Miteinander – immer im Bezug auf den uns ständig umgebenden Reiz nach Neuem & Abenteuer. Eine nicht ganz einfache aber ehrliche Betrachtungsweise…

Auf zur Jagd

Melissa1919 hat in einem Forum die folgende Frage gestellt: „Mich würde mal interessieren, wie wichtig für euch der sog. Jagdtrieb des Mannes beim Entstehen von Beziehungen ist. Ist es generell so, dass man als Frau nicht allzu viel Interesse zeigen darf um für einen Mann begehrenswert zu bleiben? Muss man ihn etwas zappeln lassen, um ihn anzulocken? Wollen Männer grundsätzlich erobern und nicht erobert werden?“ (Quelle: http://forum.gofeminin.de/forum/couple1/__f47636_couple1-Der-Jagdtrieb-des-Mannes.html)
Diese Frage stellen sich wohl sehr viele Frauen und dies auch zu Recht. Das lustige daran ist, dass Männer sich durchaus genau die gleiche Frage stellen – vor allem aber eine Spur erweitert. Ich möchte aber nicht darauf eingehen ob Männer erobern wollen oder erobert werden möchten. Viel mehr will ich die Gesamtthematik betrachten:
Darwin hat damals die These aufgestellt, dass Monogamie unnatürlich ist (Quelle: http://blog.thebrights.de/2008/04/16/monogamie-ist-unnaturlich/) und sich dies nicht nur auf den Mann beschränkt. Prof. Dr. Axel Meyer von der Uni Konstanz beschreibt dies sehr anschaulich am Beispiel der Graugänse und diese Theorie ist in meinen Augen sehr gut auf die Menschen zu erweitern.
Doch bleiben wir wie immer bei meinen persönlichen Eindrücken.

Sowohl in meinen Bekanntenkreis als auch in meinem eigenem Leben hat die „Jagd“ immer eine entscheidende Rolle gespielt. Der Kick für das eigene Ego, dass sich ein Mensch für Dich interessiert und man versucht diesen Menschen für sich zu gewinnen ist in der Tat nicht zu unterschätzen. Es gibt uns das Gefühl begehrt zu werden und füllt uns mit einem gesunden Selbstwertgefühl. Das Idealbild, dass uns durch unsere christliche Gesellschaft und auch durch die Medien vermittelt wird, schliesst die Jagd an sich nicht aus, endet aber immer in einer festen Beziehung in welcher der Jagdtrieb dann aber bitte aufzuhören hat. Nun stelle ich aber ernsthaft die Frage, wie eine so tief in unseren Genen verankerte Grundeigenschaft aufhören soll, „nur“ weil wir in einer festen Beziehung sind.
Ich glaube, das ist nicht möglich. Das soll keine Einladung zum fremdgehen sein – viel mehr soll es aufzeigen, dass es auch wichtig ist in einer Beziehung weiterhin das Gefühl zu bekommen begehrt zu werden – sowohl für Männer als auch für Frauen.
Dennoch muss hier eine Unterscheidung zwischen Mann und Frau gefunden werden: Wenn eine Frau sich einen Liebhaber sucht, liegt dies in der Regel darin, dass Sie in Ihrer Beziehung unzufrieden ist und nicht die Bestätigung bekommt, die sie verdient hat. Die Frau an sich ist das häusliche Wesen – aus darwinistischer Betrachtungsweise – und legt sich auf einen Partner fest, was aber nicht bedeutet, dass „Mann“ diese Beziehung nicht pflegen muss.
Ein Mann dagegen kann durchaus in einer glücklichen Beziehung sein und dennoch beginnt er eine oder mehrere Affairen – wie kommt das? Ich kenne Männer, die seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung sind und niemals diese Frau als feste Partnerin aufgeben möchten – dennoch gehen sie fremd. Als Grund beschreiben sie mir eben genau diesen Jagdtrieb, der offenbar einfach nicht zu unterdrücken ist. Nun mögen die Frauen dies als Armutszeugnis für die männliche Rasse bezeichnen und vielleicht stimmt dies ja auch – zumindest in der weiblichen Denkweise auch absolut nachzuvollziehen. Es gibt allerdings in der Tat Männer, die dies ganz simpel und einfach als „Sex“ bezeichnen – nicht mehr und nicht weniger.
Das dies für eine Beziehung sehr gefährlich ist steht außer Frage – ob es aber verwerflich ist sei mal dahingestellt. Meine persönlichen Ideale sprechen gegen Untreue und ich versuche natürlich danach zu leben und ein guter und treuer Partner zu sein – dennoch habe ich Verständnis für meine Bekannten, die mir glaubhaft versichern, dass es dann eben doch nur um Sex ging.
Liebe Frauen, der Jagdtrieb mag in der heutigen Zeit überholt sein, aber er ist da – bei jedem Mann, das kann ich euch versichern.

Wie kann man damit umgehen? Gute Frage… der beste Weg ist wohl offen und ehrlich miteinander zu reden und somit die Beziehung transparent zu gestalten – der beste Weg den Jagdtrieb in einer gesunden Bahn zu halten liegt wohl darin, dem Mann ausreichende Bestätigung zu geben und auch beim Thema Sex offen und ehrlich miteinander umzugehen. Viele Männer trauen sich nicht mit ihrer Partnerin offen über die Wünsche beim Sex zu sprechen, aus der Angst heraus (ja, auch Männer haben Angst) seinen Partner mit extremen Wünschen zu schocken. Manchmal ist es aber auch gut und wichtig neue Dinge auszuprobieren, die sich der Partner wünscht – oft lernt man hierbei Dinge zu mögen womit man gar nicht gerechnet hätte.

Buzz – die Gefahr des ständigen Reizes

Wir wissen nun also das ein ständiger Reiz besteht „andere Weibchen“ interessant und attraktiv zu finden. Dies kennt jeder von uns und das Sprichwort „Appettit holen ist erlaubt, gegessen wird zuhause“ kommt ja auch nicht von irgendwo. Es ist naiv zu glauben, dass man für seinen Partner immer der hübscheste, tollste und attraktivste Mensch auf Erden ist. Der Reiz des Neuen geht nach einiger Zeit in jeder Beziehung verloren und daher ist es umso wichtiger sich in einer Beziehung weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben. Dies beschränkt sich nicht nur auf den Sex sondern auch auf alle anderen Bereiche in einer Beziehung. Der Reiz ist immer da und eine Beziehung ist ein täglicher Kampf bzw. um es konstruktiver zu bezeichen: Eine tägliche Herausforderung, an der man arbeiten muss.

Die Droge Ego-Trippin
Es gibt ein Phänomen, dass ich gerne als die Spirale des Ego-Trippings bezeichne und diese Spirale ist sehr gefährlich. Ähnlich wie bei einer Droge ist der ständige „Konsum“ des Ego-Kicks nämlich sehr gefährlich. Wenn man sich daran gewöhnt hat, regelmässig diesen Kick zu erhalten, kommt man davon kaum mehr los. Ich kenne sowohl viele Männer als auch Frauen, die sich bspw. nach einer langen Beziehung austoben möchten. Dieses Austoben bedeutet eigentlich nichts anderes als unverbindlichen Sex mit unterschiedlichen Perosnen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, dennoch muss man hier vorsichtig sein. Dieser Lebenstil ist nämlich genau dies nicht: Ein Lebenstil. Viel mehr sollte es eine zeitlich begrenzte Phase sein, die wieder in einer festen Beziehung endet.

Wenn man nämlich erstmal angefangen hat sich daran zu gewöhnen die Bestätigung fürs eigene Ego durch regelmässige Abenteuer zu generieren und eben nicht durch den festen Partner, ist es sehr schwer da wieder rauszukommen. Es ist in der Tat ein Kick sich selbst zu beweihräuchern durch die Tatsache mit möglichst vielen Partnern in die Kiste gehüpft zu sein, aber eines macht es ganz sicher nicht – und da ist die Nähe zu Drogen wieder mal erkennbar: Es macht nicht glücklich. Es ist ein kurzer Trip, ein zeitlich begrenzter Kick und man fühlst sich schlecht wenn man diesen Kick nicht mehr erlebt. Tief in seinem Innersten weiß man, dass es nicht richtig ist und dennoch kommt man davon nicht los.

Was aber ist die Heilung? Der Weg ist das Ziel und der Weg tut sich erst auf wenn man ihn geht. Dies bedeutet, dass man den Mut haben muss sich auf etwas festes einzulassen. In dem Moment in dem man einen Partner gefunden hat mit dem eigentlich soweit alles ganz gut passt, muss man diesen Weg beschreiten und ihn dann auch durchziehen. Und tataaa – plötzlich tun sich ganz neue Erfahrungen auf. Man stellt fest, dass es 1000 mal mehr wert ist etwas festes mit einem Menschen aufzubauen als nur den nächsten Fick zu erleben. Vor allem aber erkennt man für sein eigenes Ego, dass es sehr viel mehr Mühe, Schweiß und Tränen bedarf eine Beziehung aufzubauen als die Kleine von nebenan abzuschleppen. DAS ist der eigentliche Kick fürs Ego.

Proximus sum egomet mihi – das sollten wir auf unser Umfeld erweitern.

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