Leben Pur – Beziehung, Liebe und Sex in der heutigen Gesellschaft

Oktober 26, 2009

2.7 Ich wurde verletzt – na und?

Filed under: Liebe & Sexualität — hackreb @ 11:55 pm

Ich bin ein Mann.

 

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken Sie darüber nach, welche Assoziationen Sie mit dieser Aussage verbinden. Bestimmt sammeln sich bei Ihnen Begriffe wie „Machogehabe“, „Stärke“, „Gefühlskälte“, „Penis“ und wohl auch „mangelnde Sensibilität“ irgendwie in den Kopf.

Ich gratuliere Ihnen – ich behaupte, dass 80% der Menschheit genauso denkt und somit hat auch 80% der Menschheit Recht.

Männer sind großmäuliger als Frauen. Männer sind stärker als Frauen. Männer können mit emotionalem Schmerz besser umgehen als Frauen. Männer haben ein Penis. Und ja, Männer sind unsensibel.

Aber Männer haben Gefühle.

 

Es war mir wichtig, dies zunächst darzulegen, damit ein kleines bisschen Glaubwürdigkeit in diesem Kapitel bestehen bleibt. Ich weiß also wovon ich rede.

 

Wir leben in einer Zeit, die enorm schnelllebig ist. Wir leben außerdem in einer Zeit, in welcher es uns so gut geht wie nie zuvor. Vor allem aber leben wir in einer Zeit, in der wir verlernt haben, dass Schmerz und Enttäuschung zum Leben dazu gehören.

 

Die Generation Weltkrieg war da sicher noch anders, nur leider ist die Lebensdauer eines jeden Menschen begrenzt und somit sterben diese Menschen der Zeitgeschichte langsam aus. Da die meisten von uns das große Glück haben in einer friedlichen Welt aufgewachsen zu sein, stellen sich uns ganz neue Probleme, die für die o.g. Generation wahrscheinlich kaum eine Bedeutung hatten. Während viele früher um ihr nacktes Überleben kämpfen mussten, schlagen wir uns mit Ratgebern für die perfekte Liebe und der Frage ob wir nun in der Karriereleiter noch eine Stufe höher steigen können, rum.

 

Aber es ist wie es ist – zu unser aller Leben gehört der Konflikt und wenn eben gerade kein Krieg und Zerstörung zur Hand sind, macht man sich eben das Leben mit dem emotionalen Kampf schwer.

 

Ich habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die belogen, verarscht, enttäuscht und seelisch missbraucht wurden. Ich zähle mich dazu.

 

Diese Erfahrungen prägen uns und diese Erfahrungen ändern uns. Viele Menschen schwören sich, dass so etwas nie wieder passiert und dennoch fliegt man immer wieder aufs Neue auf die Schnauze. Gerade hat man wieder begonnen einem Menschen zu vertrauen und eben dieses Vertrauen wird schamlos missbraucht. Da lässt man es doch besser gleich sein.

 

Man beginnt also eine emotionale Mauer um sich herum aufzubauen an der jeglicher potentieller Schmerz abprallt, da man es gar nicht erst soweit kommen lässt verletzt zu werden. Man tröstet sich in seiner Arbeit und setzt seine Ansprüche an die Liebe und die Beziehungen herunter.

Einige Jahre später und die eine oder andere oberflächliche Erfahrung stellt man fest, dass irgendwie jeder aus dem Bekanntenkreis seit Jahren in einer festen Beziehung ist, nur man selbst alleine da steht.

 

Das mag etwas dramatisch klingeln und vielleicht ist es auch etwas überzogen betrachtet, aber ich habe eben diese Menschen kennengelernt. Menschen die sich nicht öffnen können, Menschen die ihre Gefühle nicht ausleben, Menschen die ihr Leben auf Sparflamme „genießen“. Eines kann von ihnen sicherlich nicht behaupten: Leben pur.

 

Niemand sagt, dass es einfach ist Enttäuschungen oder Verletzungen wegzustecken. Dennoch muss man sich in dieser Situation die simpelste aller Fragen stellen: Was soll man denn bitte sonst tun?

 

Ich denke diese Menschen müssen lernen, dass es zum Leben dazugehört schlechte Erfahrungen zu sammeln und müssen sich vor allem darüber klar sein, dass es keine Alternative zu Vertrauen gibt. Es ist nicht möglich eine erfüllte Beziehung zu leben, wenn man dem Partner nicht vertraut. Ich bin kein Psychologe aber vielleicht ist es gerade deshalb so einfach die offensichtlichste Lösung bei einem solchen Problem zu beschreiben. Springt über Euern Schatten und geht das Risiko erneut ein. Versucht aus der Erfahrung zu lernen, versucht dieselben Fehler nicht wieder zu begehen, seid vorsichtig, aber schlussendlich geht das Risiko ein.

 

Eine gute Freundin von mir erzählte mir neulich, dass sie in ihrer letzten Beziehung derart gelitten hat, dass sie sich geschworen hat so etwas nie wieder zuzulassen. Ganz ehrlich, ich finde das traurig. Natürlich gibt es dort draußen eine Menge Typen, die nichts anderes wollen als der jungen Dame die Schlafzimmerdecke von unten zu zeigen. Das ist aber auch okay so. Wer das möchte, soll sich genau darauf einlassen, wer es nicht möchte sollte einfach vorsichtig sein. Es gibt aber auch genug Männer, die es in der Tat ernst meinen und es gibt sogar solche, die zwar ernste Absichten haben es selbst aber noch nicht wissen. Nehmt euch einfach ein bisschen Zeit und lasst es langsam angehen. Wenn der Partner wirklich ein ernsthaftes Interesse hat, dann kann er auch eine gewisse Zeit warten, bis er das „Ziel“ erreicht. Spätestens dann merkt man(n) recht schnell wie ernst die Absichten sind.

 

Wenn ihr verletzt wurdet, ist es völlig in Ordnung in Zukunft vorsichtiger zu sein. Macht aber nicht den Fehler durch eure Angst das Leben nur halb zu leben.

 

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