Leben Pur – Beziehung, Liebe und Sex in der heutigen Gesellschaft

Oktober 26, 2009

2.4 Wuff! Was Hunde und Menschen gemein haben – Treue in der heutigen Gesellschaft

Filed under: Liebe & Sexualität — hackreb @ 11:53 pm

Hunde sind tolle Tiere! Sie sind (meist) zutraulich, sie bringen einen dazu an die frische Luft zu gehen und vor allem sind sie eines: TREU! Die meisten zumindest. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Menschen – zumindest was das mit der Treue angeht…

Ach ja das Thema Treue… häufig behandelt in vielen Frauenzeitschriften, Talkshows, Stammtischabenden und diversen Ratgebern, die einem erklären wie man sein Leben zu gestalten hat. Da ist es ja geradezu obligatorisch dass ich auch noch meinen Teil dazu beitragen muss.

Neulich saß ich Abends mit einer verheirateten Freundin zusammen und auch hier kam das Thema „Treue“ auf und es war durchaus interessant, welche Ansicht sie zu der ganzen Thematik abgab. Sie sagte einen Satz, der mich sehr beeindruckte, denn dieser lautete „Ich glaube, dass eine lange Ehe nicht auf Treue basiert“.

Mal davon abgesehen, dass ich eine solche Aussage nicht von ihr erwartet hätte, fand ich diese Aussage unheimlich interessant. Ich habe lange darüber nachgedacht und habe es bei den anderen Bekannten als Thema angesprochen. Die Meinungen waren durchaus vielseitig…

Doch bevor wir dazu kommen, möchte ich mal eine Frage in den Raum werfen, die mich heute nach meinem wöchentlichen Schwimm-Act im örtlichen Hallenbad beschäftigt hat: Was ist das Beste, was den Menschen mitgegeben wurde?

Nein, nicht „die Liebe“ – das wäre zu einfach. Vielleicht „der Sex“, aber das wäre zu oberflächlich. „Das Streben nach mehr“ geht schon in eine Richtung die auf Platz 1 stehen könnte, aber das meine ich auch nicht.

Ich glaube, dass größte Geschenk, dass dem Menschen gemacht wurde, ist die Möglichkeit zu vergessen. Schlimme Erlebnisse wie bspw. der Tod eines geliebten Menschen, die Trennung einer intensiven Beziehung oder eine herbe Enttäuschung sind im ersten Moment sehr schockierend und schmerzhaft. Aber die gute alte Zeit heilt dann eben doch alle Wunden. So schafft es in der Regel jeder Mensch mit solchen schlimmen Erfahrungen zu leben und sie nicht mehr 24/7 mit sich herumzutragen.

Ähnliches gilt für die guten Dinge, die uns allen widerfahren sind. Wie oft blättert man durch alte Fotos und erinnert sich an tolle Momente im Leben. Man trifft sich mit alten Freunden und schwelgt in Erinnerungen – die guten alten Zeiten eben.

Tolle Sache, dieses Vergessen…

… bis es zum Thema „Treue“ kommt.

Schlimme Erlebnisse und tolle Momente sind Punkte im Zeitstrahl des Lebens. In der Regel sind sie absolut und somit auch „abhakbar“ – man kann also damit abschließen und die Verarbeitung kann beginnen. Was aber ist, wenn es plötzlich nicht abschließbar ist und Faktoren wie Vertrauen, Unsicherheit und vor allem das menschliche Ego mit ins Spiel kommen?

Untreue ist genau so eine Sache… Das Vertrauen gegenüber einem geliebten Menschen ist dahin, man begegnet seinem Partner zukünftig mit Unsicherheit über jedes Wort, jedes Handeln, jede Rechtfertigung. Vor allem aber fühlt man sich als betrogener Mensch minderwertig. Die obligatorische Frage „Was hat sie / er was ich nicht habe“ kann einen wohl ganz schon quälen.

Ich hatte in meinem Leben das Glück nie betrogen worden zu sein – zumindest weiß ich es nicht. Und ganz ehrlich: Wenn dem so wäre, wollte ich es auch nicht wissen. Die Wahrheit ist eben nicht immer das Optimum.

Doch warum gehen Menschen fremd?

Der Mensch ist ein Mensch. Punkt. Der Mensch hat Fehler. Punkt. Der Mensch hat Bedürfnisse. Ausrufezeichen!

Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, hat man generell 2 Möglichkeiten: Entweder man vergräbt sich in Unzufriedenheit oder man tut das, was einem gut tut: Man holt sich diese Bedürfnisse – auch wenn sie gegen geltende gesellschaftliche Konventionen verstoßen. Das mag sehr simpel klingen, aber das ist nun mal Fakt.

Ich habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, unter anderem

– den verzweifelten Freund, der eine kranke Freundin  hatte, mit der er kein Sex haben konnte: Er ging fremd.

– die frustrierte Ehefrau, deren Mann nur arbeitet während sie sich zuhause um das zweite Kind kümmert: Sie ging fremd.

– die Freundin, die eigentlich mit ihrem Freund ganz zufrieden ist, aber die Leidenschaft fehlt: Sie ging fremd.

– den Freund, der eigentlich glücklich war, aber glaubte etwas in seinem Leben verpasst zu haben. Er ging fremd.

Fast alle diese Menschen haben eines gemeinsam: Sie gingen fremd… und sie sind heute noch mit ihrem Partner zusammen. Wie soll man das verstehen?

Ganz einfach: Nehmen wir das einfache Beispiel des armen Kerls, der immer lecker Schnitzel essen musste. Der gute Junge war irgendwann gelangweilt und da sah er ein Stück Brot. Nachdem er das Brot ein paar Mal gegessen hatte, wurde ihm plötzlich klar wie toll doch eigentlich das Schnitzel schmeckt… Diese enorm kreative Parabel ist denke ich zu verstehen.

Häufig ist man erst wieder in der Lage zu sehen was man hat, wenn man etwas anderes „angetestet“ hat. Da Untreue in sehr vielen Fällen auf sexuelle Aspekte zurückzuführen ist, ist der Spruch meiner Freundin daher in meinen Augen durchaus richtig.

Natürlich ist diese Theorie nicht auf alle Aspekte des Beziehungslebens anzuwenden. Handelt es sich bei der Motivation der Untreue um emotionale Aspekte, wie bspw. fehlende Gefühle ist dies ein Sonderfall – andere Baustelle!

Das wichtigste bei der ganzen Thematik ist aber eines: Niemals erwischen lassen! Bitte nicht falsch verstehen, ihr lieben Menschen die jetzt erregt den Kopf schütteln. Ich sage das nicht aus Rücksicht auf den Jungen, der gerade hinterrückst seine Freundin betrügt. Es geht um die Freundin, die betrogen wird (oder natürlich umgekehrt). Seien wir mal ehrlich – basierend auf der oben aufgestellten These bedeutet Untreue ein Schritt um wieder zu seinem Partner zurück zu finden. Damit tut man seiner Beziehung an und für sich ja etwas Gutes. Wenn der gute Kerl / die gute Dame nun aber mit der Wahrheit rausrückt, kommen wieder die Faktoren Ego, Misstrauen und Unsicherheit ins Spiel. Dabei hatte das ganze doch eventuell gar nichts mit dem eigentlich Wichtigem in einer Beziehung zu tun: Der Zuverlässigkeit und der Hingabe gegenüber dem Menschen mit dem man zusammen ist.

Um es platt auszudrücken: Es ging „nur“ um Sex.

Auch wenn uns die Gesellschaft etwas anderes vorzeigt… Ehrlichkeit bei Untreue ist Mist.

Klingt vielleicht hart, aber das ist Fakt. Damit tut man seinem Partner alles, aber sicher keinen Gefallen. Das hat nichts mit Ehrlichkeit zu tun, sondern ganz im Gegenteil. Wenn ein Mensch fremd geht, soll diese Person doch gefälligst mit dem schlechten Gewissen leben. Selbst schuld! Das Beichten gegenüber dem Partner ist nichts anderes als sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dazu kommt, dass man seinem Partner unendlich weh tut. Davon abgesehen, dass die gesamte Beziehung den Bach runter geht und all die Dinge die man vielleicht über Jahre aufgebaut hat, alle mit einem Satz kaputt und nicht mehr zu retten sind.

Also ich weiß nicht, ob das klug ist…

Ich will nicht betrogen werden und ich will niemanden betrügen. Aber eines sollte jedem da draußen klar sein: Wenn es tatsächlich so ist, dass man seinem Partner untreu wird… dann sollte man nicht die Beicht-Nummer abziehen, sondern sich Gedanken machen über das „Warum“. Danach kann man eine Entscheidung treffen – und ganz ehrlich: Wenn es „nur“ um Sex ging, dann macht euch Gedanken ob es das wert ist, alles hinzuschmeißen nur weil uns die Gesellschaft den Treue-Stempel aufgedrückt hat.

Harter Tobak, ich weiss…

Kommentar verfassen »

Du hast noch keine Kommentare.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.